Die Bertha-von-Suttner-Schule im Spiegel der Presse

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Montag, 30.05.2011

„Sprache ist der Schlüssel zum Erfolg“

Bildung: Stadt, türkische Unternehmer und Suttner-Schule organisieren Informationsabend – Ziel: Beim Weg in den Beruf helfen

Was haben die Rechtsanwältin Melisa Ergül-Puopolo, die Polizeikommissarin Zehra Gündogdu, der Unternehmer Bülent Emekci und der Geschäftsführer Ahmet G. Gökcek gemeinsam? Sie alle haben türkische Wurzeln. Sie alle sind im Beruf erfolgreich. Und sie alle möchten anhand ihrer Erfahrungen türkischstämmigen Schülern den Weg in eine berufliche Zukunft ebnen.

Einig sind sie sich darin, dass dafür gute Noten von Vorteil sind und das Beherrschen der deutschen Sprache in Wort und Schrift die Grundvoraussetzung ist. Zudem sei es wichtig, sich im deutschen Schulsystem auszukennen. Dabei gebe es aber oft Defizite – aufgrund mangelnder Deutschkenntnisse oder auch Berührungsängste. Ute Zeller, Leiterin der Bertha-von-Suttner-Schule Mörfelden-Walldorf, weiß, dass es auf beiden Seiten derartige Ängste gibt. Wer sich nicht um Integration bemühe, sie nicht als Bereicherung ansehe, vergebe Chancen. Das aber ist weder im Sinn der Schule noch der Stadt Mörfelden-Walldorf. Daher hatten Schule, städtisches Integrationsbüro und türkischstämmige Unternehmer jetzt zu einem Informationsabend eingeladen. „Wir haben uns dafür entschieden, vorerst einen Abend für Eltern und Schüler mit türkischem Hintergrund zu organisieren. Die türkische Gemeinschaft stellt die größte Gruppe der hiesigen Migranten, die türkischen Unternehmen sind am breitesten aufgestellt, und die Bereitschaft, zu unterstützen, ist da“, so Urhahn.

Dass Eltern einen großen Einfluss auf die Bildungskarriere haben, betont Polizeikommissarin Zehra Gündogdu. „Meine Eltern konnten wenig Deutsch, aber sie haben immer Interesse an meinen schulischen Leistungen gezeigt. Sie stärkten mein Selbstbewusstsein.“ Der Wunsch der Tochter, zur Polizei zu gehen, wurde respektiert und unterstützt. Aus Erfahrung weiß die Polizeikommissarin jedoch, dass viele Migranten ihr Potenzial nicht ausschöpfen. Viele Chancen würden nicht wahrgenommen, weil man sie nicht kenne. So suche etwa die hessische Polizei verstärkt nach Nachwuchskräften mit ausländischen Wurzeln – auch, weil sie von deren interkultureller Kompetenz profitiere.

Als Rechtsanwältin Melisa Ergül-Puopolo 1997 ihr Abitur machte, war das noch etwas Besonderes. „Ich war in diesem Jahrgang die einzige Türkin, diskriminiert habe ich mich aber nie gefühlt.“ Da ihre Eltern Akademiker waren, war es für Ergül-Puopolo selbstverständlich, dass sie studieren würde. Trotz der elterlichen Unterstützung ist für sie klar: „Ohne Eigenengagement gibt es keinen Erfolg.“

Unternehmer Bülent Emekci hält es für wichtig, Kinder zu motivieren, damit sie Perspektiven finden. Er selbst kam erst in der fünften Klasse nach Deutschland, hatte anfangs sprachliche Schwierigkeiten, was sich auch auf die Noten auswirkte. Als er die für ihn fremde Sprache beherrschte, öffneten sich zuvor verschlossene Türen. „Sprache ist wichtig. Nur so kann man argumentieren und wird ernst genommen. Sie ist der Schlüssel zum Erfolg“, sagte er.

Geschäftsführer Ahmet G. Gökcek erklärte sich bereit, für eine Gruppe türkischer Schüler und deren Eltern eine Art „Patenschaft“ zu übernehmen. Auch die anderen Referenten erklärten sich bereit, in ähnlicher Weise zu wirken. Bis zum Herbst will das Integrationsbüro ein Konzept ausarbeiten.

Bericht: mzh

Quelle: Groß-Gerauer Echo vom 30.05.2011
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